Reimstein Mai ’15
Seid gegrüßt.
Letzte Woche bin ich auf dem monatlichen Poetry Slam hier in Koblenz gewesen. Nur als Zuschauer… ähm… -hörer, aber irgendwann traue ich mich vielleicht auch mal selbst auf die Bühne.
Naja, jedenfalls war ich also im Circus Maximus zum ersten mal auf einem Poetry Slam.
Poetry Slams hatte ich bis dato nur woanders gesehen – in der Uni z.B. – aber ich war bereits bei zwei Science Slams im Circus gewesen und ich schweife schon wieder ab…
Zurück zum Thema: Poetry Slam. Reimstein.
Es waren insgesamt acht Slammer vor Ort. Zu gewinnen gab es – falls man die Gunst des Publikums, alias die härteste Jury der Welt *hust*, erringen konnte – einen hübschen Reimstein (eine Trophäe) sowie eine Tüte voll mit allerlei tollen Sachen, die die Jury zu diesem Zwecke abzugeben bereit war.
Das waren so tolle Sachen wie eine Krokodilhandpuppe, 4 Chickennuggets, ein Kinderriegel, eine Kosmetiktasche mit Leopardenmuster, eine Menge Tampons, ein paar Socken, eine Sonnenbrille, ein ominöses Sexspielzeug u.v.m.. Meine Wenigkeit hat eine ihrer neuen Visitenkarten beigesteuert.
Los geht’s – Die Vorrunden
So die Regeln wurden erklärt (keine Hilfsmittel – außer vllt. einem Textblatt – und jeder hat 6 Minuten Zeit), die Tüten zum Befüllen durchs Publikum gegeben und dann kündigte Moderator (und Chef des Circus Maximus) Ralf Prestenbach himself auch schon die vier Slammer der ersten Vorrunde an: (mit Sternchen * die markiert, die weiter kamen)
- Kajetan Weiß aus Trier
- Kadda Kannmichmal aus Rodgau *
- Tuba Kahn aus Koblenz
- Luca Swieter aus Aachen *
Und so wurde das Publikum in der ersten Runde über den Lebenslauf eines Slammes – im Stil von Social Networks – aufgeklärt (Kajetan) und hörte ein starkes Statement für mehr Gleichberechtigung und den Abbau von Grenzen, denn wir sind alle bloß Menschen (Tuba). Ebenso konnten wir einen Blick in den Kühlschrank werfen, um nachzusehen, ob die Kindheit abgelaufen ist (Luca) und wir konnten zwei Freundinnen an einer Bushaltestelle dabei beobachten, wie sie Gleitgel gefuttert haben (Kadda).
Weiter ging es dann mit wiederum vier Slammern in der zweiten Vorrunde:
- Martin Ebbertz aus Boppard
- Andreas Weber aus Münster *
- Katharina „Kathi“ Hopf aus Koblenz
- Benedict „Bene“ Hegemann aus Frankfurt *
Zu Beginn der zweiten Runde entführte uns Slam-Neuling Martin zu einem amüsanten Ringkampf zwischen Tennenbronn und Luckenwalde, der mit einem Haufen verknoteter Ringer und Kampfrichter endete. Anschließend durften wir – wie viele andere auch – Gast in einem Badezimmer sein und ein (Ent)Spannungsbad miterleben (Andreas). Kathi zeigte auf, dass „alles was bleibt ohrenbetäubendes Schweigen [ist]“, wenn dieser Moment voller Konfettiregen und Kornbrause vergeht. Und zu guter Letzt hörten wir den automatischen Anrufbeantworter von Welt – *biep* – über den uns etwas über den Status Quo vermittelt wurde (Bene).
Die alles entscheidenden Finalrunden
Vor dem Halbfinale trat dann – quasi als Einstieg – Renard Yearby aus Frankfurt auf. Er war eigentlich als Teilnehmer angemeldet, hatte es aber leider nicht pünklich geschafft. Auf Englisch kamen wir so in den Genuss endlich mal zu verstehen, was Betrunene auf Mailboxen sprechen; sie vermissen die angerufene Person wirklich sehr.
Nach diesem Einstieg kämpften dann also folgende vier Slammer weiter um den Einzug ins abendliche Finale:
- Luca Swieter aus Aachen
- Bene Hegemann aus Frankfurt *
- Kadda Kannmichmal aus Rodgau
- Andreas Weber aus Münster *
Hier trafen wir dann auf das Mädchen mit der alabasterfarben Haut (Luca) und auf eine beigefarbene Scharteke, die sich über die Jugend von heute beschwert, weil sie selber nicht richtig in eine Bahn einsteigen kann (Kadda). „Am Anfang schuf Gott das Wort“, so behauptete Bene und klärte uns darüber auf, dass Worte die mächstigeste „Waffel [sind], wenn man weiß wie man sie benutzt“. Andreas wiederum erzählt uns von einem hochbegabten – sagt zumindest die Mutter und ein Internet IQ-Test – Nachbarskind und einer behinderten Katze.
Der Abend wurde schließlich gekrönt vom Finale. Über den Preis habe ich ja bereits gesprochen. Und wenn ihr euch die Sternchen oben anschaut, wisst ihr auch schon, wer ins Finale einzog. Ich sag es trotzdem nochmal:
- Andreas Weber aus Münster
- Bene Hegemann aus Frankfurt
Die beiden Finalisten gaben noch einmal alles.
Andreas erzählte von einem Besuch bei seiner Mutter, von einer prophetischen Buchstabensuppe und von Lügen. Bene dagegen trug den Text „Ich hab dich lieb – Wenn ich dich nicht hätte, ging es mir wahrscheinlich besser“ vor und berichtete so von einer wahren Alptraumfrau, von Todesträumen und einer unerwiderten Liebe.
Ich muss gestehen, dass mir die Wahl des Siegers ganz schön schwer gefallen ist. Und das ging wohl auch vielen anderen so. Es war jedenfalls ein knapper Sieg für Bene!
Glückwunsch, und falls du das liest: Tolle Visitenkarte oder?! 😛
Fazit und Aussicht
Es war ein wirklich gelungener Abend, den ich dringend wiederholen muss. Ich werde zumindest versuchen auf jedenfall nächsten Monat dabei zu sein. Nächsten Monat – am 16.06. – findet nämlich im Circus Maximus das Jahresfinale – der sogenannte Highlander – statt. Der Gewinner in diesem Jahresfinale wird dann Koblenz bei den deutschsprachigen Slam Meisterschaften in Augsburg vertreten.
Wer dabei sein möchte: Einlass ist ab 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet 4€ und ist jeden Cent wert, garantiert. Mehr Infos findet ihr entweder auf der Homepage vom Circus oder auf der vom Reimstein.
Falls jemand kommt, dann lasst es mich wissen. Wir treffen uns dann dort 😀
Eure
DarkFairy
Donnerstag, Mai 28th 2015 at 7:58 am |
Schön, dass ich beim Mehrfahren lesen Rammstein gelesen habe und gedacht habe, du bist da aufm Konzert gewesen ohne das mal zu erwähnen, bis mir auffiel, dass es Reimstein heißt…
Aber klingt auf alle Fälle interessant…
Wie kann man sich die Poesie denn vorstellen? Direkte Gedichte oder so im Prinzip sich reimende Geschichten?
Und was ist eine Scharteke?
Bzw. wie hat Bene die Umwandlung von Wörtern zu Waffeln begründet?
Donnerstag, Mai 28th 2015 at 10:08 am |
Mehrfahren? O.o
Es muss sich nicht mal unbedingt reimen. Es gehen alle Texte, sie müssen nur von einem selbst sein. Ansosnten können das Gedichte, Geschichten oder was auch sonst sein. Man findet auch sehr viele Beispiele auf Youtube. Ich hab dort z.B. auch mit ihrem Gleit-Gel-Futter-Text gefunden 😀
„Scharteke“ ist ein abwertender Begriff für eine ältere Dame. Kanne ich auch nicht. Ich kenn da eher „Schabracke“. Aber man lernt ja nie aus 😀
Und das mit den Waffeln sollte wohl ein Wortwitz sein 😉 Worte sind eine mächtige Waffe, aber nur wenn man sie richtig benutzt daher Waffel 😉
Donnerstag, Mai 28th 2015 at 10:36 am |
Siehste, ich les Rammstein anstatt Reimstein und schreibe mehrfahren anstatt mehfachen… nach 4 1/2 Stunden Schlaf kann das schon mal vorkommen…
Aber doch mehr auf Gedichte ausgelegt? Weil bei uns gibt es ja dem Poetry Slam und die Lesebühne (wo vorrangig Geschichten, aber auch Gedichte gelesen werden)?
Da auf Youtube guck ich mir mal bei Gelegenheit an. 🙂
Ja, die Schabracke kenn ich auch und in dem Zusammenhang ist auch das mit der Waffel verständlich…